Crufts Birmingham (UK) 


06.-09.03.2025 - Wir sind dabei!



Abenteuer Crufts 2025 – wir erkunden den Mythos um den legendären „Green Carpet“



 

Wenn drei Mädels sich einmal was in den Kopf setzen… 😉

So oder so ähnlich ist wohl diese fixe Idee in die Tat umgesetzt worden. Katharina, Manuela und ich hegten schon länger einen gemeinsamen Traum: wir wollten zur Crufts nach Birmingham – einmal die einzigartige Atmosphäre rund um den legendären „Green Carpet“ der weltgrößten Hundeausstellung einfangen, gemeinsam mit unseren eigenen Nachzuchten, das wär‘s…

 

Die Crufts in Birmingham ist die weltweit größte und spektakulärste Hundeausstellung, das Event erstreckt sich über vier Tage und lässt wohlmöglich das Herz eines jeden Hundeliebhabers höherschlagen.

Neben Rassehundeausstellungen mit höchsten Meldezahlen finden zahlreiche Hundesportwettkämpfe, u.a. im Bereich Agility, Flyball oder Heelwork to Musik statt. Die Besucher kommen bei verschiedensten Vorführungen mit und um den Hund auf ihre Kosten und die Stimmung in der großen Arena ist grandios. Es ist ein bisschen das Wimbledon der Kynologie. Benannt wurde das Event nach dem Unternehmer Charles Cruft, der den Wettbewerb im Jahr 1891 ins Leben rief, damals nahmen ca. 2.000 Hunde an den Zuchtschauwettbewerben teil – heute verzeichnet die Crufts Teilnehmerzahlen von etwa 27.000 Hunden in allen Wettbewerben.

 

Möchte man seinen Hund auf der Crufts ausstellen, so muss man sich zunächst im Vorjahr für die Teilnahme auf eine der ausgeschriebenen Hundeausstellungen mit sogenannter „Crufts Qualification“ qualifizieren, das ist meist nur auf 1-2 Veranstaltungen in einem Land möglich. 

Da unsere Junghunde altersbedingt alle erst im Herbst in der Jugendklasse starten konnten, hatten wir nur wenige Wochen Zeit, unsere Qualifikationen zu erlaufen – also waren wir verrückt genug, gemeinsam dafür zu Ausstellungen nach Genf, San Marino und Brüssel zu fahren. Die Ausnahme war Chinese Crested Hündin Fluppy, die sich als FCI Internationaler Champion bereits lebenslänglich qualifiziert hatte. 

 

Hat man die Qualifizierung in der Tasche, ist vorab eine Registrierung des Hundes im Englischen Kennel Club nötig. Man fordert die sogenannte ATC-Nummer (die „Authority to Compete“ Registernummer) an, mit der man seinen Hund dann für die Teilnahme an der Crufts einschreiben kann. Bei der Meldung unserer Hunde stellten wir schnell fest, dass die Klassen in England anders aufgeteilt sind, es deutlich mehr Klassen gibt und man seinen Hund auch in mehreren starten lassen kann. Der Xoloitzcuintle ist in Großbritannien noch keine anerkannte Rasse, d.h. man startet im „Import Register“ der Utility-Group. Dort werden alle drei Größen sowie die haararme und die behaarte Variante gemeinsam (oder vielmehr im Vergleich zueinander) bewertet und auch der Korean Jindo fällt unter das „Import Register“. Ich entschied mich dafür, meine erst 13 Monate junge Fame in der „Junior Class“ und der „Postgraduate Class“ einzuschreiben. 

 

Die Zeit verging im Fluge und Ende Januar waren die wichtigsten Vorbereitungen getroffen: unser „Crufts-Rudel“ war ATC-registriert und eingeschrieben, alle Hunde besaßen eine gültige Tollwutimpfung, Fähre und Hotel waren gebucht und auch wir dachten an unsere neuen Reisepässe (ein Personalausweis alleine reicht als Reisedokument nicht aus). Aufgeregt fieberten wir alle dem großen Wochenende entgegen. Zwei Tage vor Abfahrt, am 04. März, statteten wir nochmal unserem Tierarzt einen Besuch ab, um die Hunde ordnungsgemäß zu entwurmen und ein aktuelles Gesundheitszeugnis ausstellen zu lassen. Puh, endlich waren alle Hürden genommen – wir waren startklar für das Abenteuer Crufts!

 

Wir fuhren in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag mit dem Auto los in Richtung Frankreich und planten genügend Zeit ein, um ausreichend Pausen für Zwei- und Vierbeiner zu machen und keinesfalls die Fähre zu verpassen. Katharina hatte Vishnu und Kali dabei, Manuela ihre Hündinnen Fluppy und Wanda im Gepäck. Fame vervollständigte als einzige Mexikanerin unter den Chinesen das Team.


 

Die Überfahrt von Calais nach Dover stellten wir uns alle komplizierter vor und waren wirklich positiv überrascht: das Boarding verlief zügig und nachdem alle Dokumente gecheckt und die Mikrochips der Hunde ausgelesen waren, zogen wir für die Zeit auf der Fähre allesamt in die geräumige „Pet Lounge“ des Schiffs. Die Hunde wurden in den 1,5 Stunden Überfahrt mit Futter und Wasser versorgt und genossen wie wir den Ausblick auf hoher See. Ich kann nur jedem empfehlen, die Überfahrt nach England mit der Fähre zu machen. Zwar dauert die Fahrt ca. eine Stunde länger als mit dem Eurotunnel, aber die Zeit vergeht im Fluge und man kann selbst auch etwas zur Ruhe kommen, in den Restaurants etwas essen oder durch den Duty Free Bereich stöbern. Es hat wirklich etwas von „in den Urlaub fahren“ für Mensch und Tier.


Richtig spannend wurde es dann auf der anderen Seite: LINKSVerkehr 😊 Zudem ist England offensichtlich auch das Königreich der Kreisverkehre… oje oje… alle 6 Augen blieben gebannt auf der Fahrbahn und die anfängliche Anspannung ließ mit jedem Kilometer nach. Vielleicht ist es wirklich Gewöhnungssache, vielleicht fließt aber auch britisches Blut durch Katharinas Adern – jedenfalls hat sie uns zielsicher zum Hotel navigiert. Dort angekommen ließen wir den Anreisetag gemeinsam ausklingen, versorgten die Hunde und legten uns voller Vorfreude auf unseren großen Tag ins Bett – ich glaube wir sind innerhalb von Sekunden in den Tiefschlaf gefallen 😊

 

Die Nacht war kurz und die Aufregung ließ mich hochmotiviert schon vor dem Klingeln des Weckers aus den Federn springen… Wir fuhren schon sehr frühzeitig vom ca. 10 km entfernten Hotel los zu den Messehallen, weil wir uns Stress im Berufsverkehr oder bei der Parkplatzsuche ersparen wollten, schließlich war es Freitag und wir in einer englischen Großstadt unterwegs. Vor Ort angekommen stellten Katharina, Manu und ich einstimmig fest: die Crufts ist eine der wohl bestorganisierten Großveranstaltungen, wir waren beeindruckt. Ich bin immer etwas vorsichtig mit dem Wort „Superlativ“, aber was ich hier sah, rechtfertigt diesen Ausdruck durchaus. Alles ist durchorganisiert: angefangen bei den Wegweisern vom Parkplatz zu den Ausstellungshallen, bis hin zu den „Benches“, den Hundeboxen am eigenen Showring mit den darauf liegenden Startnummern, die einen quasi schon willkommen heißen – obwohl die Veranstaltung riesig ist, fand man sich gut zurecht. Es war sauber und die Mitarbeiter achteten penibel darauf, dass Hinterlassenschaften der Hunde unmittelbar entfernt wurden, die Lösemöglichkeiten waren großzügig im Outdoor-Bereich und die Shoppinghallen das reinste Paradies… es gab wirklich alles rund um den Hund, von nützlich bis kurios, solange die Geldbörse mitmacht oder bis die Kreditkarte glüht 😉 In einer der Hallen hatten die verschiedenen Vereine ihre Infostände und Besucher kamen in direkten Kontakt mit ihrer Herzensrasse. Die Englische Polizeihundestaffel war vor Ort und es gaben Vorführungen mit Assistenz- und Therapiehunden, deren Hundeführer für ihr soziales Engagement geehrt wurden. Ach, es gab so viel zu sehen… Ich habe mir sagen lassen, dass der ein oder andere sogar ein Selfie mit der Königin von Spanien erhaschen konnte 😉



 

Um 6:30 Uhr passierten wir bereits den Einlass. Da unsere Ausstellungsringe in ganz anderen Hallen lagen, trennten sich nach Ankunft leider erstmal unsere Wege, wir drückten uns und wünschten einander bestmöglichen Erfolg und unfassbar viel Spaß…

Fame und ich suchten unseren Platz bei den Benches auf, machten es uns bequem, warfen einen prüfenden Blick in den Katalog und schauten beim Richten der anderen Hunde zu. Das Geschehen im Ring unterschied sich ein wenig von dem, was wir bislang in Europa kennengelernt hatten. Die Bewertungsreihenfolge beispielsweise ergibt daraus, wie sich die Teilnehmer unabhängig von der Startnummer aufstellen - man kann sich also selbst aussuchen, ob man sich eher am Anfang oder am Ende des Feldes einreiht. Es waren insgesamt 38 Hunde im „Import Register“ (Utility) gemeldet, 18 Rüden und 20 Hündinnen einige starteten in mehreren Klassen. Der Richter, Herr Keith Baldwin aus Großbritannien, verschaffte sich in den Klassen zunächst einen Überblick über das Starterfeld und glich zusammen mit den Ringhelfern die Startnummern ab. Dann folgten die üblichen Abläufe bei der Präsentation der Hunde im Stand und in der Bewegung. Schließlich platzierte der Richter die drei besten Hunde der jeweiligen Klasse. Diese haben damit automatisch eine Qualifikation für die Crufts 2026. 




Die Aufregung in mir stieg merklich mit jeder Klasse, die bereits gerichtet wurde. Eine Veranstaltung von diesem Format besucht man nicht alle Tage. Ich bereitete Fame und mich auf unseren großen Moment auf dem grünen Teppich vor und war sehr froh, dass viele meiner Freunde vor Ort waren, um mich abzulenken und anzufeuern. Selbst Manu schaffte es noch vor Beginn des Richtens aus ihrer Halle herüber zu mir, die Chinese Cresteds waren schon fertig bewertet und freudestrahlend berichtete sie, dass Wanda und auch Katharinas Kali in der „Yearling Class“ den 3. und 5. Platz für sich entscheiden konnten – was für ein Erfolg! Ich freute mich sehr für sie. Für Fluppy, die mit sieben Jahren in „Veteran“ und „Open“ startete, und Vishnu, der in „Junior“ und „Yearling“ präsentiert wurde, reichte es zwar nicht für eine Platzierung, aber bei einer Meldezahl von über 140 Chinesen sind nicht selten mehr als 10 Hunde in einer Klasse und die Qualität der gezeigten Rassevertreter enorm hoch – die Crufts spielt eben in einer anderen Liga und so waren Manu und Kathi mehr als zufrieden damit, dass sich ihre Hunde in dem Trubel so freudig und souverän präsentiert hatten.



 

Dann war es auch für uns soweit: Fame und ich hatten zunächst unseren Auftritt in der „Junior Class“, die wir gewannen. Etwas übermotiviert hüpfte mein Mädchen zeitweise wie ein Kängurubaby durch den großen Ring, aber ich wollte sie in ihrem jugendlichen Verhalten nicht bremsen. Dem Richter gefiel das offene, verspielte Wesen sehr. Ich blieb direkt nach der Jugendklasse im Ring, da im Anschluss daran die „Postgraduate Class“ bewertet wurde, eine mit 10 Hündinnen besetzte, große Klasse mit sehr starken Mitbewerbern. Neben den Ausstellern in meiner Klasse versammelten sich auch immer mehr Zuschauer am Ring, man sieht den Xoloitzcuintle nicht häufig in so vielfältiger Form. Die Nervosität war mir sicherlich anzumerken, aber Fame blieb fokussiert und motiviert bei der Sache. Wir belegten einen großartigen 2. Platz! Das Stechen um die „Beste Hündin“ entschied die Erstplatzierte aus der „Postgraduate Class“ für sich, so dass ich tatsächlich noch einmal in den Ring gerufen wurde für das Auslaufen der Reserve BB. Und was soll ich sagen… Fame hat es gerockt! Sie hat sich gegen 19 andere Hündinnen durchgesetzt und wurde am Ende „Reserve Best Bitch“ und „Reserve BOS“ – was für ein unglaublicher Erfolg mit der eigenen Nachzucht, die gerade einmal 13 Monate alt war und unbekümmert durch den Ring getanzt ist. Ich war unfassbar stolz und gerührt, diesen Moment werde ich sicher so schnell nicht vergessen.



Abschließend bleibt nur zu sagen: Der berühmte „Green Carpet“ hat nun auch uns mit seiner Magie verzaubert und es war sicher nicht die letzte Teilnahme an der Crufts für uns. Es ist mehr als nur ein bloßes „Dabeisein“, es ist wie ein großes Fest unter Hundefreunden. Wir sind innerhalb von drei Tagen durch fünf Länder gereist (Deutschland – Niederlande – Belgien – Frankreich – Großbritannien und zurück). Aber wir würden immer uns immer wieder in dieses Abenteuer stürzen. Die Crufts ist einmalig!

 

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Unsere Ergebnisse:

 

Bei den Chinese Cresteds (Toy Group):

 

Manuela:

Yaquinas Licence to Win – 3rd Place in „Yearling Class“


Katharina:

Yaquinas Kill them All – 5th Place in „Yearling Class“

 

 

 

Xoloitzcuintle, gestartet im „Import Register“ (Utility Group):


Moment in Time’s Almost Famous

1st in „Junior Class“

2nd in „Postgraduate Class“

Reserve Best Bitch

Reserve BOS